Benutzerorientierte Software-Entwicklung
Obwohl die Vorteile ergonomischer Software – wie geringere psychische Belastungen der Benutzer, höhere Motivation, geringere Fehlerquote – unbestritten sind und die Grundsätze der Software-Ergonomie durch die Arbeitsstättenverordnung rechtlich bindende Anforderungen sind, verstoßen viele Software-Produkte nach wie vor gegen grundlegende ergonomische Gestaltungsgrundsätze.
Sucht man nach Ursachen der mangelhaften Umsetzung software-ergonomischer Anforderungen, so sind vor allem die unzureichende Planung und Durchführung von Software-Entwicklungsprozessen zu nennen. Stichwörter:
- fehlende oder unzureichende Benutzerbeteiligung,
- kein Prototyping sowie
- ein aus ergonomischer Sicht ungeeignetes Vorgehensmodell.
Abhilfe bietet hier ein Vorgehen nach der DIN EN ISO 9241-210 „Prozess zur Gestaltung gebrauchstauglicher interaktiver Systeme“, gut beschrieben z.B. in ergo-online: Benutzerzentrierte Softwaregestaltung.
Um hier zu einer weiteren Verbesserung beizutragen, haben wir, d.h. sovt (Lothar Bräutigam) und die Ergonomieberatung Wolfgang Schneider gemeinsam den „Projektleitfaden Software-Ergonomie“ im Auftrag der TechnologieStiftung Hessen (heute: Hessen Agentur) entwickelt. Ausgehend von der Norm DIN EN ISO 13407 mit dem Titel „benutzerorientierten Gestaltung interaktiver Systeme“ (1999; heute in überarbeiteter Form: DIN EN ISO 9241-210) beschreibt der Projektleitfaden möglichst konkret, wie ein Software-Entwicklungsprojekt auszurichten ist und welche Aktivitäten in dessen Verlauf erforderlich sind, um die ergonomische Qualität der zu entwickelnden Software zu gewährleisten. Er basiert auf den Grundsätzen eines Vorgehensmodells mit
- sich wiederholenden Design- und Beurteilungszyklen,
- Prototyping und einer
- effektiven, frühzeitigen Benutzerbeteiligung.
Der Leitfaden steht zum kostenlosen Download bereit:
Projektleitfaden Software-Ergonomie
Autoren: Lothar Bräutigam, Wolfgang Schneider.
ISBN 3-936598-43-6.
Hg.: Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung. Wiesbaden 2003
Der Leitfaden wendet sich primär an Projektverantwortliche und Projektleiter, die für die Konzeption und Durchführung eines Software-Entwicklungsprozesses zuständig sind. Die ersten vier Kapiteln der Broschüre bilden auch für Betriebs- und Personalräte ein geeignetes Hilfsmittel, ihren Einfluss bei der Organisation von Software-Entwicklungsprozessen geltend zu machen.